Es gibt keine Impfpflicht in Deutschland. Dennoch solltest du dich gut über die von der Ständige-Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen für dein Baby informieren.
Impfen oder nicht impfen? Dieses Thema ist sehr sensibel. Vom absoluten Impfgegner bis zum Impfbefürworter – die Bandbreite der Meinungen ist riesig! Das Wichtigste ist, dass du dir vorher darüber im Klaren bist, welche Impfungen es überhaupt gibt und wovor diese schützen sollen. Außerdem gut zu wissen: Die Impfempfehlungen der STIKO haben das Ziel, jeden einzelnen Menschen so gut wie möglich vor gefährlichen Infektionskrankheiten zu schützen. Darüber hinaus geht es aber auch darum, bestimmte gefährliche Krankheiten, ganz auszurotten. Bei Pocken ist das zum Beispiel schon gelungen.
Table of Contents
Rotaviren
Es handelt sich um die erste von insgesamt zwölf empfohlenen Impfungen der STIKO für Kinder, die Neugeborenen bereits im zarten Alter von sechs Wochen als Schluckimpfung verabreicht wird. Rotaviren verursachen bei Säuglingen heftige Brech-Durchfälle. Wegen der daraus folgenden Dehydrierung müssen jährlich etwa 20.000 Kleinkinder in Deutschland stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden. Als besonders wichtig gilt die Impfung für Babys, die bereits unter einem Jahr mit anderen Kindern in Berührung kommen – sei es in der Fremdbetreuung oder durch ältere Geschwisterkinder. Da die Viren hoch infektiös sind, erkranken fast alle Kinder bis zum fünften Geburtstag – die meisten in den ersten zwei Lebensjahren.
Tetanus
Acht Wochen alte Babys erhalten laut STIKO-Empfehlung nicht nur die zweite Dosis der Rotaviren-Impfung, sondern beginnen mit der Grund-Immunisierung gegen die gefährlichsten Kinderkrankheiten. Zur Sechsfach-Impfung, die im Abstand von einem Monat dreimal als Spritze ins Bein gegeben wird, gehört die Tetanus-Impfung, die bei Verletzungen gegen Wundstarrkrampf und damit einhergehenden Atemstillstand schützt. Die Frage ob eine Sechsfach-Impfung das Immunsystem das Babys nicht unnötig belaste, beantwortet das Robert-Koch-Institut so: „Fakt ist, dass die Kinder heutzutage gegen mehr Krankheiten geimpft werden als früher. Die Zahl der dabei übertragenen Antigene im Impfstoff hat sich aber dennoch deutlich verringert. So beinhaltete allein der alte Keuchhusten-Impfstoff, in dem das vollständige Bakterium enthalten war, rund 3.000 solcher Antigene; in allen heutigen Schutzimpfungen zusammengenommen finden sich dagegen nur 150. Tatsächlich setzt sich das kindliche Immunsystem, das für diese Aufgabe gut gerüstet ist, tagtäglich mit einer vielfach größeren Menge von Antigenen auseinander, als dies bei Impfungen der Fall ist.“
Diphterie
Ebenfalls als lebensgefährlich gilt die Atemwegs-Infektion Diphterie, die nur mit Antibiotika zu behandeln ist und ansonsten zu Herzmuskellähmung oder Hirnhautentzündung führen kann. Impfgegner machen geltend, dass die hoch ansteckende Krankheit in Westeuropa nur noch sehr selten vorkommt und daher kein zwingender Grund besteht, sein Kind dagegen impfen zu lassen. Es besteht allerdings immer die Gefahr, dass der Erreger von ungeimpften Urlaubsheimkehrern, Geschäftsreisenden oder Einwanderern eingeschleppt wird. Diphterie ist gerade in Osteuropa noch stark verbreitet.
Pertussis (Keuchhusten)
2016 sind drei Neugeborene in Deutschland an Keuchhusten erstickt. Pertussis verursacht Atemaussetzer und dadurch Sauerstoffmangel im Gehirn.
Hib
Bis zur Einführung der Impfung 1990 galt Haemophilus influenzae Typ b (Hib) als häufigste Ursache von Hirnhautentzündungen bei Kindern. Der Keim ist häufig resistent gegen Antibiotika. Auch Entzündungen von Kehlkopf, Mittelohr und Lunge sind mögliche Folgen von Hib.
Kinderlähmung (Poliomyelitis)
Kinderlähmung betrifft insbesondere die Beine, aber auch die Atemmuskulatur von Kindern oder Erwachsenen. Die ansteckende Krankheit gilt in Europa als ausgerottet, in Asien und Afrika kommt Polio hingegen immer noch häufig vor. Impfkritiker halten es für ausreichend, Reisende zu impfen. In Westeuropa besteht ihrer Ansicht nach kein Bedarf, flächendeckend zu impfen. Die Gefahr des erneuten Einschleppens der Krankheit, lässt sich aber nicht von der Hand weisen.
Hepatitis B
Hepatitis B ist eine hochansteckende Krankheit, die zu Leberversagen und damit zum Tod führen kann und bei Säuglingen in 90 Prozent aller Fälle chronisch verläuft. Neugeborene von chronisch Hepatitis-B-Kranken, während der Schwangerschaft infizierten sowie Müttern mit unklarem Impfstatus, werden zu ihrem Schutz direkt nach der Geburt gegen Hepatitis geimpft. Die Krankheit wird hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass sich ein Baby oder Kleinkind damit infiziert. Trotzdem hat die STIKO die Impfung gegen Hepatitis B in die Empfehlungen für Kinder mit aufgenommen. Der Grund ist der schwere chronische Verlauf. Die Impfung ist dagegen sehr gut verträglich und schützt auch noch im frühen Jugendalter.
Pneumokokken
Pneumokokken verursachen bei kleinen Kindern häufig schmerzhafte Mittelohrentzündungen, außerdem lebensgefährliche Lungen- sowie Hirnhautentzündungen. Säuglinge werden zweimal geimpft und erhalten mit etwa einem Jahr eine Auffrischung.
Meningokokken C
Durch Meningokokken-Bakterien wird die gefährliche Hirnhautentzündung Meningitis ausgelöst. Zu den möglichen Folgen gehören Blutvergiftungen, innere Blutungen, Hirn- und Gehörschäden sowie Epilepsie. Impfkritiker bemängeln die Impfung, da Typ C nur außerhalb Europas vorkommt und damit nur für Reisende nötig ist. Die STIKO empfiehlt die Impfung für Kleinkinder ab Ende des ersten Lebensjahres.
Masern
Ebenfalls ab dem 1. Geburtstag rät die Ständige Impfkommission zur Dreifach-Impfung MMR gegen Masern, Mumps und Röteln mit einer zweiten Dosis im Abstand von mindestens vier Monaten. Die Kinderkrankheit Masern führt zu einer Immunschwäche, die bei Babys häufig Ohr- oder Lungenentzündungen, Fieberkrämpfe, epileptische Anfälle und selten auch Hirnhautentzündungen zur Folge hat.
Mumps
Mumps verursacht eine Entzündung der Ohr-Speicherdrüsen. Bei schwerem Verlauf droht der vollständige Hörverlust. Mit der Impfung von Kleinkindern soll vor allem die Ansteckung von Erwachsenen verhindert werden, bei denen Mumps auch Hirnhautentzündungen hervorruft. Die Mumps-Impfung ist nur in Kombination mit einer Röteln-Impfung möglich.
Röteln
Bei Kindern verläuft eine Röteln-Erkrankung meist harmlos, bei Erwachsenen führt sie häufig zu Gelenk- und Nervenentzündungen. Die größte Gefahr stellen Röteln für Schwangere in den ersten vier Schwangerschaftsmonaten dar. Überträgt sich das Virus auf das Ungeborene, gehören schwere Missbildungen oder Fehlgeburten zu den Folgen. Impfskeptiker raten dazu, die Kinderkrankheit durchzustehen und sonst erst vor der Einschulung zu impfen.
Windpocken (Varizellen)
Der juckende Hautausschlag bei Kindern kann hässliche Narben hinterlassen. Wirklich gefährlich sind Windpocken für Schwangere, da sie das Ungeborene schädigen, sowie für Kranke mit geschwächtem Immunsystem. Der Lebendimpfstoff kann zusammen mit MMR geimpft werden. Als negativ gilt, dass mit dem Serum die Erreger für Gürtelrose in den Körper gelangen. Außerdem ist der Impfschutz nicht wirklich vollständig. Auch geimpfte Kinder können an Windpocken erkranken – wenn auch nur in abgeschwächter Form. 750.000 Kinder steckten sich schätzungsweise jedes Jahr mit Windpocken an, als es noch keine Imfung gab. Sie werden extrem leicht übertragen, so dass fast jeder Kontakt mit einem Erkrankten zu einer Infektion führt.
Allgemein gilt, dass chronisch kranke oder sehr schwache Kinder überhaupt nicht oder erst später geimpft werden sollten, um deren Immunsystem nicht überzustrapazieren. Außerdem besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Einzelimpfungen vornehmen zu lassen, wenn du keine Mehrfachimpfung für dein Baby wünschst.
Letztlich musst du – gemeinsam mit deinem Partner – die Entscheidung aber selbst treffen, ob du dein Kind impfen lassen willst oder nicht. Lass dir nicht vom Kinderarzt, Verwandten oder Freunden reinreden. Es ist dein Kind! Und nur du allein entscheidest, ob es geimpft werden soll oder nicht. Aber es ist trotzdem wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass es bei der Entscheidung auch um die Allgemeinheit geht. Wir haben eine Verantwortung für die Gesundheit der Gemeinschaft, denn wir leben alle zusammen auf einem Planeten.