Familienbett: Pro und Contra

Wie schlafen Kinder am besten? Im Familienbett oder doch im eigenen Zimmer? Und welche Risiken bergen die jeweiligen Schlafgewohnheiten?

Schon bevor das Baby das Licht der Welt erblickt, sind sich die meisten Mamis und Papis im Klaren darüber, wie das zukünftige Schlafarrangement aussehen soll. Für viele steht von Anfang an fest: Sobald das Baby ein paar Monate alt ist, wird es in sein eigenes Zimmer umziehen. Andere können sich nicht vorstellen, ohne ihr Kind zu schlafen und planen ein Familienbett, in dem alle nebeneinander die Nacht verbringen. Ein Thema, das Eltern spaltet. Nicht zuletzt befürchten viele, das eigene Kind im Familienbett zu gefährden. Doch stimmt das wirklich?

Entspannte Nächte im gemeinsamen Bett

Es gibt einige Fakten, die für ein Familienbett sprechen: Egal, ob die Mama stillt oder nicht – hat ihr Baby nachts Hunger, muss sie nicht extra aufstehen. Milchpulver und abgekochtes Wasser finden auch auf dem Nachttisch Platz, und die Brust ist sowieso immer da. Sind Mami und Baby ein eingespieltes Still-Team, klappt das nächtliche Trinken bald fast von allein, denn die Kinder suchen sich instinktiv ihren Weg zur Brust. Ein wenig Andockhilfe und schon stillt das Kind seinen Hunger. Mamis wissen: Jede Minute plus an Schlaf ist in den ersten Monaten, manchmal auch Jahren, eine Wohltat. Dafür muss das Baby aber nicht unbedingt mit im „großen“ Bett liegen. Auch ein Beistellbett ist eine gute Möglichkeit. Das Kleine kann die Nähe genießen, schläft aber in einem geschützten Bereich.

Diplom-Pädagogin Susanne Mierau ist selbst dreifache Mutter und erklärt auf geborgen-wachsen.de welche Vorteile der gemeinsame Schlaf für das Kind hat: „Bei Neugeborenen ist der Atemrhythmus noch anders als bei uns Erwachsenen und es ist möglich, dass es zu einem Atemaussetzer kommen kann. Wenn es hierzu kommt, kann jedoch der Atem einer anderen anwesenden Person den Atemrhythmus des Babys stimulieren – es beginnt wieder zu atmen, weil es einen anderen Atem hört.“ Natürlich müssen die Außenfaktoren auch im Familienbett stimmen: Die Matratze sollte groß genug und eher hart sein, damit alle ausreichend Platz haben und das Baby nicht einsinken kann. Am besten schläft das Kind nicht in der Mitte, sondern neben der Mutter – mit einem Rausfallschutz am Rand. Ein eigener Schlafsack ist Pflicht.

Geborgenheit und Liebe spüren

Die Natur hat es so eingerichtet, dass Babys gut schlafen wenn sie sich geborgen fühlen. Das tun sie nun mal eher bei Mama und Papa als im eigenen Bett. „Sind sie in der Nähe, bedeutet dies für das Kind: Mir kann nichts passieren. Wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, ist jemand für mich da und kümmert sich um mich, trägt mich im Notfall davon, “ erklärt Susanne Mirau. Kinder, die nachts im Familienbett aufschrecken, sind sofort bei Mama und Papa, können getröstet und in den Arm genommen werden. Oft kommt es jedoch gar nicht soweit, denn so sicher und geborgen beruhigen sich die Kleinen sogar von alleine und schlafen ruhig bei ihren Eltern weiter. Die Bedingungen sollten allerdings stimmen. Warum nicht das klassische Bett einfach abschaffen und im Elternschlafzimmer ein großes Matratzenlager mit drei oder mehr Metern Liegefläche schaffen? So ist genug Platz für alle und keiner fühlt sich gestört. 

Lauern Gefahren im Familienbett?

Immer wieder wird behauptet, dass das Familienbett das Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS) erhöht. Es gibt tatsächlich Faktoren, die gegen ein gemeinsames Bett sprechen: Sind die Eltern etwa Raucher, haben sie am Abend viel Alkohol getrunken, Drogen oder Medikamente eingenommen, dann besteht Gefahr für das Kind. Denn der natürliche Instinkt der Mutter wird durch Rauschmittel unterdrückt. Eltern, die rauchen, setzten ihr Kind der ausgeatmeten Luft aus. Sie enthält Nikotin und Schadstoffe. Dadurch erhöht sich das Risiko für SIDS deutlich.

Eine feste Matratze (keine Wasserbetten) und der Verzicht auf dicke, große Kissen müssen sein. Eltern, die stark übergewichtig oder krank sind, sollten nicht im Bett mit ihren Kindern schlafen. Sind diese Risikofaktoren aber ausgeschaltet, ist ein gemeinsames Bett völlig in Ordnung und auch die Gefahr des SIDS ist dann nicht erhöht, wie der britische Forscher Peter Blair in einer groß angelegten Studie herausfand.

Die Gefahr, dass es zu einer Überhitzung des Babys kommt, weil es ausversehen mit unter die Decke der Eltern rutscht, besteht allerdings trotzdem. Kinderärzte raten eher vom Familienbett bei Babys ab. „Säuglinge sollen im elterlichen Schlafzimmer, aber im eigenen Bett schlafen“, rät Facharzt Dr. Peter Voitl. Auch die Empfehlung der Fachverbände wie z. B. der „Deutschen  Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin e.V. (DGJK)“ lautet ähnlich: im eigenen Bett, im Schlafsack und in Rückenlage.

Lieber etwas mehr Abstand?

Die Gründe gegen das Familienbett sind aber nicht nur medizinisch begründet. Weniger Sex und Zweisamkeit sind z. B. ein Argument. Zwar muss der Liebesakt nicht unbedingt im Schlafzimmer stattfinden, aber es ist oft trotzdem ein Ort der Intimität. Das betrifft nicht nur die Sexualität, sondern auch Gespräche vor dem Einschlafen.

Manche Eltern erklären ganz einfach, dass sie nicht richtig schlafen können, wenn die Kinder neben ihnen liegen. Das ist durchaus verständlich, immerhin gibt es auch unruhige Schläfer. Oder es funktioniert nicht, weil das Baby immer aufwacht, wenn die Eltern ins Bett kommen. Es ist also auch möglich, dass die Erwachsenen den Säugling stören – z. B. durch Ruhelosigkeit oder lautes Schnarchen.

Ein weiteres Argument für mehr Abstand ist die Angst einiger Eltern, dem Baby im Schlaf wehzutun. Obwohl das unwahrscheinlich ist – bei einem schlechten Bauchgefühl, sollte man trotzdem lieber eine andere Lösung finden. Es muss nicht immer die Nähe während der gesamten Nacht sein. Auch gemeinsames Kuscheln im Bett vor dem Schlafen und/oder am Morgen, ist eine wundervolle Familienerfahrung.

Wie lange im Familienbett?

Du verwöhnst dein Kind“, heißt es des Öfteren von der älteren Generation. Die Sorge ist nicht ganz unbegründet. Die Umgewöhnung zum Einzelschläfer ist meistens nicht einfach. Es kommt aber immer darauf an, wie lang die Eltern das Familienbett für sich akzeptieren. Die meisten Kinder entscheiden irgendwann von alleine, dass sie im eigenen Zimmer schlafen möchten. Oft tun sie es einfach ihren Kindergartenfreunden nach. Ein gemeinsam ausgesuchtes Bett und Lieblingshelden-Bettwäsche wirken übrigens Wunder. Lassen Eltern dem Kind also genug Zeit, selbst zu entscheiden, wird der Bettenwechsel kein Problem darstellen. Entscheiden aber Mama und Papa, dass der Nachwuchs jetzt gehen muss, kann der Trennungsschmerz mitunter groß sein. Für Geschwisterkinder empfiehlt sich ein gemeinsames Schlafzimmer. So sind sie zwar nicht bei den Eltern, aber trotzdem nicht allein. Spätestens aber ab der Grundschule sollten Kinder im eigenen Bett schlafen. „Das ist wichtig, wenn sie sich zu selbstständigen Menschen entwickeln wollen.“, erklärt Kinderpsychiater Dr. Gerd Schulte-Körne.

Pro oder Contra?

Das Fazit, wie so oft: Es hat alles seine Berechtigung. Jeder Mensch und jede Familie ist anders. Für die einen mag das gemeinsame Schlafen wunderbar funktionieren, für die anderen gleicht es eher einem Alptraum. Auch Kompromisse, wie ein Beistellbett, können eine gute Lösung darstellen. Das Wichtigste: Beide Eltern sollten damit zufrieden sein.

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